Umbau auf andere Felgen, Gabelumbau

 

Wer jetzt eine Einbauanleitung zum downloaden erwartet hat, den muß ich enttäuschen. Eine detaillierte Anleitung mit Zeichnungen und Maßen zum Fertigen von Distanzbuchsen und Hülsen würde sowieso nur für den Einbau meiner Felgen und Gabel Gültigkeit haben. Meine Sachen stammen aus einer ZZR 1100, Baujahr 90 - 92, dem ersten Modell. Das zweite Modell hat zwar die gleiche Felgengröße und das gleiche Felgendesign, aber die Bremsscheiben vorn und hinten sind anders. Die hintere Bremszange und deren Halterung wurde verändert, der Kettenblattträger und die Achsdurchmesser wurden stärker dimensioniert.

Allein der Einbau dieser Teile würde andere Buchsen benötigen.

Darum gibt's hier nur Hinweise und Tipps.

Man sollte drehen und fräsen können. Oder ein guter Freund sollte das können. Ansonsten könnte die Sache teuer werden.

 

Allgemeines:

Die meistgestellte Frage lautet immer: Paßt das den da rein? Blödsinn eigentlich, weil ich ja damit da bin. Die Schwinge der 900 R ist übrigens symmetrisch. Das hilft beim Messen ungemein, weil Felge und Reifen den gleichen Abstand zur Schwingen haben müssen. In diese Schwinge paßt eine 5,5 X 17 Felge mit einem 180er Reifen. Und zwar mittig. Das Fahrwerk der 900 R ist nicht für Breitreifen ausgelegt. Ein Einbau außerhalb der Mitte würde das Fahrverhalten nachhaltig beeinträchtigen. Wer die Gelegenheit hat sollte mal eine Guzzi mit Breitreifen fahren. Da wird schon mal 10mm außer der Mitte eingebaut.

Das brauchen wir in einer 900 R nicht.

Als ich 88 mit einem Kumpel mit einer GSX-R1100 an einem Treff parkte und wir die Motorräder von hinten betrachteten, wußte ich, das muß ich auch haben. Eine 4 X 18-Suzuki-Felge. Und darauf der 170/60 VB 18 ME 1. Unglaubliche 178 mm breit. Und das allerbeste war, daß das Design zu den 900 R-Felgen paßte. 89 war es soweit. Zwei Freunde von mir fahren immernoch damit rum. Die Gelbe und die Blaue haben diese Felge. Die Optik ist immer noch genial. Aber mittlerweile kostet dieser Reifen 380,- DM bei einem Händler, wo ich für einen 180/55 ZR 17 ME Z1 300,- DM zahle.

Von einem anderen Bekannten, der eine 4,5 X 18 Felge von Deget in einer GPZ 1000 RX fährt, weiß ich, daß der 170/60 18 ME Z2 erheblich schmaler baut und nicht so gut ist. Er hat wieder einen ME 1 montiert.

Mittlerweile lohnt sich der Umbau auf 4 oder 4,5 X 18 nicht mehr. Wichtig ist es 17-Zoll zu fahren um in den Genuß neuentwickelter Reifen zu kommen.

Kettenflucht/Kettenblattträger:

Die Kette ist im Weg. Sie muß so weit wie möglich nach außen gelegt werden. Dabei ist die Grenze das hintere Kettenblatt. Die Schwinge läuft nach innen. Ein Kettenblatt mit 46 Zähnen würde innen an der Schwinge schleifen. Das sollte soeben passen. Nicht zu vernachlässigen ist das Maß, daß die Befestigungsschrauben benötigen. Nachher läuft der Kette höchsten 1 - 2mm am Reifen vorbei. Also wird die auserwählte Felge sauber in einen Schraubstock oder eine ähnlich stabile Vorrichtung eingespannt und das Kettenblatt montiert. Die Kette wird aufgelegt und hängt herab. Jetzt muß so viel an der Kettenblattaufnahme abgenommen werden, bis die Kette so grade am Reifen vorbeipaßt.

Überstehende Sachen wie der Bund, der den Simmerring für das Lager des Kettenblattträgers aufnimmt, müssen entfernt werden. Ich habe an dieser Stelle die Buchse zwischen Schwinge und Rad so groß gewählt, daß der Bund der Buchse mit einem Abstand von 0,5mm das Lager verdeckt. Die Stelle muß ordentlich gefettet werden. Ich fahre den Umbau seit 92. Das Lager ist immernoch in Ordnung. Ich halte aber auch keinen Dampfstrahler auf mein Kettenblatt.

Diese Buchse sieht übrigens eher aus wie eine Scheibe. Die Dicke der "Scheibe" richtet sich später nach Kettenflucht und mittiger Ausrichtung der Felge.

Vorn wird ein gekröpftes Ritzel benutzt. Ich halte nichts davon etwas zu unterlegen. Das Ritzel der ZZR 1100 bietet sich an. Das der 1000 RX ist auch gekröpft, aber die hat eine 630er Kette. Das hatte ich bei meinem ersten Umbau. Ein schwerer Klotz von Kette, der aber ewig hält. Wer genau hinsieht, kann es auf dem Bild der Blauen erkennen. Zeitgemäß ist der Umbau auf ZZR. Dabei gilt zu beachten, daß die ZZR eine 532er Kette fährt, die nur fast mit der 530er der 900 R identisch ist. Beim Kauf der Kette und des Kettenblattes dürfen nur ZZR-Teile verwendet werden.

Die Aufhängung des Schalthebels an der Fußrastenplatte muß gekürzt werden. Außerdem müssen die beiden Einschweißmutter, die zur Befestigung der Fußrastenplatte unten und des Serienschalldämpfers dienen, entfernt werden. Pro Mutter etwa eine Viertelstunde mit einem Sägeblatt. Zu Befestigung der Fußrastenplatte muß jetzt auf die alte Stelle ein Gewindebolzen von M8 aufgeschweißt werden. Die Fußrastenplatte muß zur Aufnahme der entstandenen Schweißnaht aufgearbeitet werden. Dann kann sie mit einer Mutter verschraubt werden.

Das Ritzel ist zu stark gekröpft. Es muß abgeschliffen werden. Meins ist 1,7 mm abgeschliffen. Ich benutze darum auch ein Ritzel von Kawasaki. Dieses Maß ist aber durch penibles Ausrichten der Kettenflucht zu ermitteln. Wir wollen ja nachher, daß sich das Rad leicht drehen läßt. Dazu wird die Felge mit Kettenblatt eingebaut. Eine dünne, nicht durchhängende Stange wird an das Kettenblatt angelegt. Es sollte jetzt genau auf das Ritzel fluchten. Andersrum natürlich genauso. Hier muß sehr sorgfältig gearbeitet werden. Ist das geschafft, ist der schwierigste Teil vorbei.

Wer meint, daß man sich diese Prozedur bei PVM oder Deget sparen kann, der irrt.

Achso. Die Halterung des Kettenschutzes innen an der Schwinge muß abgesägt werden. Mit einer neuen Ausbuchtung im Bereich des Reifens kann er mit den restlichen Halterungen problemlos montiert werden.

Hintere Bremsanlage:

Am besten ist es die zur Felge passende Bremsscheibe und Bremszange zu fahren. Auch der Bremszangenhalter sollte benutzt werden. Der Halter muß bei Bedarf schmaler geschliffen werden. Die Buchse zwischen Felge und Halter bleibt serienmäßig. Die Breite des Halters richtet sich hier nach dem Ausrichten der Felge. Sollte der Halter wider Erwarten zu schmal sein, so muß eine extra Buchse gefertigt werden. An der Blauen ist zu erkennen, daß die Serienbremsscheibe und Bremszange gefahren wird. Das erfordert aber die Anfertigung einer aufwendigen Adapterplatte.

Die Abstützung der Bremszange kann elegant über eine Zugstrebe erfolgen. Diese netten Teile gibt's von allen möglichen Herstellern. Vorn kann man die alten Mittelständeraufnahmen benutzen, um die Strebe zu befestigen. Mit der gemessenen Länge kann man jetzt zum Gebrauchtteilehändler gehen und eine Passende raussuchen. Meine ist von einer Kawasaki GPX 750.

Die meisten Achsen sind zu breit. Sie müssen abgeschnitten und mit einem neuen Gewinde versehen werden. Die Exzenter müssen auf das passende Maß aufgebohrt werden.

Fertig. Jetzt wird klar, warum wir den Spitzenkontakt zu einem Dreher haben müssen. Alles wird zu nach und nach gefertigt und ab und an auch nachgebessert. Hier auch vielen Dank an Stefan.

Als Folge des kleineren Rades muß die Übersetzung angepaßt werden. Wer sie sowieso kürzer übersetzt haben will, hält die Serienübersetzung bei. Bei 17/45 bleibt die Endübersetzung wie die Serie.

Gegen die verlorengegangene Höhe und Schräglagenfreiheit helfen die unter der Rubrik Fahrwerk beschriebenen Lösungen.

 

Die Gabel:

Jede moderne Gabel stellt einen unglaublichen Fortschritt dar. Problematisch ist, daß die 900 R wegen ihrem Rahmenlayout eine relativ lange Gabel hat. Von der Achsmitte bis zur Oberkante sind es 79 cm.

Ein Suzuki GSX-R-750 Motor ist 35mm niedriger als der 1100er. Der Rahmen ist 40mm flacher. Die Gabel ist 40 mm kürzer. Egal aus welchem Baujahr, die 750er Gabel ist zu kurz. Das sieht zwar cool aus, aber die Fahrwerksgeometrie ist hin und das Teil setzt sofort auf. Auch Gabeln aus ZXR400/750 sind zu kurz.

Lange Gabeln, wie die aus der GSX-R 1100, der ZX 9 R, ZZR 1100 taugen alle zum Einbau. Sie sind zwar alle nicht so lang wie die 900er Gabel, weil die aber nicht so weit einfedern, reicht das mit der Bodenfreiheit.

Wer nicht unbedingt Upsidedown haben will, dem rate ich zu einer ZRX 1100 Gabel. Die ist sehr lang, 45mm dick, in Federvorspannung, Zug- und Druckstufe einstellbar, und hat eine obere Gabelbrücke auf die eine Lenkstange montiert werden kann. Eine Preisfrage. Ich mußte für meine Gabelbrücke 400,- DM zahlen. Das sind Kosten, die sich addieren.

Außerdem hat sie eine Sechskolbenbremsanlage, die super funktioniert und 320mm Bremsscheiben. Das Design des Vorderades paßt zu nahezu allen Hinterrädern (das Serien ZRX-Rad ist nur 5 X 17 groß).

Das Problem beim Einbau ist meistens, daß die Lenkkopflager nicht passen. Die Lager sind für Alurahmen ausgelegt. In der Regel gibt es keine passenden Zwischengrößen. Ein neues Steuerrohr muß her. Hier kommt wieder der Dreher ins Spiel. Er dreht ein Steuerrohr, am besten aus Werkzeugstahl (Es gibt Leute die machen das auch aus Alurohren. Das halte ich für bedenklich). Es muß in die untere und obere Gabelbrücke passen und die Lager der 900 R aufnehmen können. Der Lenkanschlag muß begrenzt werden, weil die Gabelbrücken erheblich breiter sind und gegen den Kühler und den Tank kommen können. In einigen Fällen muß die Verkleidung ausgeschnitten werden.

 

Jetzt braucht ihr nur noch einen TÜV, der das alles legalisiert.

Kosten:

Bei den Kosten solltet ihr bedenken, daß ihr neben den Teilen, die von der Achse bis zur Hülse komplett sein sollten, auch einen neuen Kettenkit, Bremsbeläge, Reifen und Bremsleitungen braucht. Meint ja nicht, daß ein Teilehändler euch Felgen mit guten Reifen verkauft, ohne einen anständigen Aufpreis zu berechnen. Es sieht dann auch beim TÜV blöd aus, wenn vorn ein BT 50 montiert ist und hinten ein "fast-abgefahrener-aber-doch-noch-legaler" Metzeler drauf ist. Auch ein Sortiment gebrauchter Gummibremsleitungen schwächt das Allgemeinbild. So kommen leicht noch eben mal 1.600,- DM an "Nebenkosten" dazu. Der Dreher will auch noch was haben und eine Gabelbrücke braucht ihr auch noch. Dann sind wir unter Freunden schon bei 2.200,- DM.

Gabel je nach Typ zwischen 1.500 und 1.800,-. Vorderradfelgen sind meist teurer als hintere, weil die bei einem Sturz beschädigt werden. Sie sind seltener und gefragter. Pro Felge ist mit 400 bis 500,- DM zu rechnen. Bremszangen ohne Beläge kosten pro Stück meist nur 100,-. Gemessen am Neupreis rechts billig. Jedoch nur gewöhnliche Vierkolbenzangen. Wer Sechskolbenzangen möchte zahlt natürlich mehr. Bremsscheiben sind für etwa 150,- das Stück zu haben. Wer Glück hat, bekommt alles bei einem Händler und muß für Achsen und Halterungen nichts bezahlen. Macht also etwa 3.400,- für einen "normalen" Kit.

Für 5.600,- ist noch nichts montiert, lackiert und eingetragen.

 

Viel Spaß beim Umbau.